Schattenfuchs von Sjón

Nach einigen Jahren habe ich dieses Buch nun noch einmal gelesen und bin wieder hin und weg. Sjón hat die Gabe mit wenigen Worten eine Welt zu erschaffen, aus Naturgewalten werden Schönheit und Wahrheit.

Wir schreiben das Jahr 1883 in Island, Abba, ein Mädchen mit Down-Syndrom ist gestorben und soll beerdigt werden. Doch Fridrik will nicht, dass Abba vom Pfarrer begraben wird und verhindert dies mit einer List. Der Pfarrer hat eh ganz andere Sachen im Kopf, er ist begeisterter Jäger und weiß, dass eine Füchsin in der Nähe ist, deren erdschwarzes Fell viel Geld einbringen wird. Er lässt sich von dem nahenden Schneesturm nicht aufhalten, er hat die Fährte der Füchsin aufgenommen und folgt ihr in die kalte Einsamkeit der Berge.

Dieses Buch ist poetisch, die Sprache klar, es fesselt einen von der ersten Seite an. Der Leser begleitet den Jäger, der immer mehr eins mit seiner Beute wird, frieren mit ihm, stürzt mit ihm in den Abgrund und merkt doch viel zu spät, dass dieser Jäger selbst ein Gejagter ist. Inmitten eines Schneesturms, im ewigen Weiß, erreicht der Jäger die Grenze zur Anderswelt und spürt die Natur mit all ihrer Kraft und auch für den Leser verschwimmen Realität und Fiktion spürbar.

Sjón ist einer der bekanntesten Autoren Islands. Er schreibt Gedichte und Songtexte (unter anderem für die berühmte Björk), Romane und Drehbücher. Seine Texte für Lars von Triers Film "Dancer in the Dark" wurden für den Oskar nominiert. Für "Schattenfuchs" wurde er mit dem Literaturpreis des Nordischen Rates ausgezeichnet.